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The Limits of Resilience – lin. Symposion Ökologie und Kunst

24. August - 25. August

freie Spende

„Ökologische Resilienz ist das Ausmaß der Störung, die ein System aushalten kann, bevor es in einen anderen Zustand übergeht.“

The Limits of Resilience wird von den Gastkurator*innen Malin Walleser (Medienkünstlerin, Tischlerin) und Felix Gaulhofer (Ökologe) gestaltet. Gemeinsam mit verschiedenen Künstler*innen, Ökolog*innen, Musiker*innen, wissenschaftlich und unwissenschaftlich Forschenden widmen sie sich dem drängenden Thema der Resilienz in sozio-ökologischen Systemen. Es soll ein Ort für kritische Auseinandersetzung und (Er-) Forschung werden. Das Programm umfasst Bildende Kunst wie ortsspezifische Installationen, Aquarelle und Skulpturen, Performances, Konzerte und Sound Art, Diskussionsformate, Artist Talks und Workshops.

Kuratorische Linie

Der kanadische Ökologe C.S. Holling definierte 1973 die ökologische Resilienz als das Ausmaß der Störung, die ein System aushalten kann, bevor es in einen anderen Zustand übergeht. Soziale Resilienz beschrieb im Jahr 2000 der britische Humangeograph Neil Adger als die Fähigkeit menschlicher Gemeinschaften, externen Schocks auf ihre soziale Infrastruktur zu widerstehen, wie z.B. Umweltschwankungen oder soziale, wirtschaftliche und politische Umbrüche. Resilienz ist jedoch auch die Fähigkeit, unter Einbeziehung des Wandels weiterzuleben und betont die Notwendigkeit, Veränderung und Anpassung als Grundeigenschaft von Systemen zu akzeptieren um Kontinuität zu wahren, anstatt von Stabilität auszugehen und zu versuchen, Abweichungen davon zu rationalisieren. Wie viel Störung hält ein System aus? Wie weit kann sich ein System anpassen, bevor es eine Abschaffung dessen wird? Wie schnell kann Wandel sein, sodass er noch verträglich ist? Resiliente Systeme sind in der Lage, sich umzustrukturieren und stützen sich auf dynamische Lern- und Entwicklungsprozesse. Um sich die Zukunft vorstellen und neue Narrative entwickeln zu können, braucht es ein Zusammenwirken mit Kunst und Kultur. So kann der Mensch auf die Transformationsreise mitgenommen werden.

Programm:

Ausstellung

Marie Vermont: Die gemeine Landschaft von Lindabrunn (Aquarelle, Audio)

Jakob Schauer: A resilient sound-map (outdoor Klanginstallation)

Heidi Trimmel: Solutions I: communication (Installation)

Hannah Todt/ Jules Flamen: o.T. (ortsspezifische Installation)

Claudia Rohrauer: Workshop und Präsentation pflanzlicher Fotoentwickler

Felix Gaulhofer/ Malin Walleser: o.T. (outdoor Installation)

Samstag:

14:00 Eröffnung

15:00 Rundgang Landschaftspflegeverein

15:00 – 20:00 SOUNA heat wave (Theresa Stroetges/ Wiebke Frerichs/ Malin Walleser)

17:00 decolonial discussion and artistic practice (Mekhala Dave)

19:00 Abendessen 

20:00 Djonni Laser live (Arena)

21:00 Heidi Trimmel (Arena)

22:00 Nadeshda (Arena)

Sonntag:

12:30 Rundgang

14:00 Interaktiver Vortrag Aktivismus & Resilienz (Irene Nemeth)

15:00 – 18:00 SOUNA heat wave (Theresa Stroetges/ Wiebke Frerichs/ Malin Walleser)

15:30 Performative Erkundung mit Multispecies-Habitat-Interventionen (Isa Klee)

18:00 Offene Diskussion (mit Heidi Trimmel/ Mekhala Dave)

 

Programmpunkte

Felix Gaulhofer/ Malin Walleser

Daten erhoben, aufgehoben, aufgeschoben. Werte zu einem bestimmten Sachverhalt beobachtet, gemessen und strukturiert. Rohdaten systematisiert, analys

iert und interpretiert. Der Kontext ist Zweck. Die Verarbeitung ihr Sinn. Subjektive Datenverarbeitung verzerrt. Und wie sieht’s dort aus? Ist es die Utopie, die dort wartet, oder der düstere Untergang? Haben wir es dann zu weit getrieben? Chance verspielt. Der Taumel der Anpassung und die Hysterie des Wandels mögen uns heilen oder vernichten. Vielleicht wissen wir es erst, wenn wir den einen Schritt zu weit gegangen sind. 

Künstlerische Aufarbeitung von Daten, die nach wissenschaftlicher Methodik erhoben wurden.

Heidi Trimmel – Solutions I: communication

Heidi Trimmel erstellt eine system-analytische Karte der Mensch-Umwelt Beziehung, in welcher entscheidende Variablen definiert und verknüpft werden. Ausgleichende und verstärkende Kreisläufe werden darin sichtbar. Diese Karte bildet die Diskussionsgrundlage darüber, wo am besten Kräfte fokussiert oder freigesetzt werden sollten, um eine (Wieder-)Verflechtung mit der Natur zu erreichen. Eine Neuverhandlung des Gesellschaftsvertrags, der die Grundlage der modernen Gesellschaft bildet, muss nach Heidis Meinung nach auch die belebte und unbelebte Natur einbeziehen.

Jakob Schauer – A resilient sound-map

Auf freier Fläche wird eine Sammlung von Klängen und Fieldrecordings als räumliche Klanglandschaft ausgebreitet, die ausschließlich mit Kopfhörern betreten werden kann. Es entsteht eine hybride Situation mit einem physischen Ortes und einer virtuellen Klanglandschaft, die diesen akustisch neu strukturiert. 

Klänge sind bestimmten Bereichen im Raum zugeordnet und präsentieren sich als räumliche Komposition und begehbare Klangumgebung. Sie sind auf gesamter Fläche verteilt und können so betreten, durchwandert und wieder verlassen werden.

“Erleben durch Ergehen” ist das zentrale Rezeptionsverhalten der Besucher*innen dieser Klangarbeit, wobei physische Bewegung und das Zurücklegen von Wegen den zeitlichen Verlauf des Erlebnisses bestimmt.

Schlendern und hören und sich von den auftauchenden Klangblasen leiten zu lassen schafft individuelle Hörerlebnisse für die jeweiligen Besucher*innen.

Die Klänge selbst werden eine Sammlung an Fieldrecordings und synthetisierten Klängen sein, die sich wie Klangwolken verhalten, sich überlagern, vermischen und ergänzen. Die Installation kann nicht ohne oder außerhalb der Kopfhörer gehört werden. Ein Tracking-System an jedem Kopfhörer bestimmt die Position jeder Besucher*in und ermöglicht die positionsabhängige Tonwiedergabe für jede Person in der Installation.

Isa Klee – Gestures of Care – Performative Erkundung mit Multispecies-Habitat-Interventionen

Der Performative Walk bzw. die skulpturale Intervention mit Schwerpunkt: Wildbienen, Insekten und Kleinsäuger soll ökologische Zusammenhänge aufzeigen und die eigene Rolle im Ökosystem durch kleine Eingriffe neu erlebbar machen. Menschliche Eingriffe in die Landschaft werden thematisiert, reflektiert und neue Zugänge zu Landschaft und Skulptur erprobt.

Djonni Laser aka Johanna Walleser – continuum of resilience

Das Kommunikationszentrum, welches wie ein klassisches Amphitheater aus Natursteinen wirkt, soll die Bühne und somit der Erfahrungsraum für die Live Performance unter freiem Himmel sein. Sichtbar aber dezentral wird die sogenannte Arena mit Djonni Lasers Instrumenten und dem dazugehörigen Equipment bespielt. Die Idee eines Ortes der Versammlung und des Austauschs soll im Vordergrund stehen. Die Zuhörenden sitzen im Kreis auf verschiedenen Ebenen und können durch speziell ausgerichtete Lautsprecher von jeder Position aus unterschiedlich ausgerichtete Klänge in ihrer Intensität und Qualität gut erleben. Neoklassisches, teils polyrhythmisches, an „continous music“ angelehntes Klavierspiel wird mit sphärischen, Noise-Sounds untermalt und die Stimme dient mal als Geräusch, mal als Instrument. Das Klangerlebnis steht im Mittelpunkt. Resilienz soll im Gruppenprozess als bestärkender Zustand spürbar erlebt werden. Auf musikalische Weise wird sich einer emotionalen und realen Grenzerfahrung und Grenzüberschreitung genähert, um den Moment eines gemeinsamen, tiefgreifenden Prozesses zu generieren.

Nadeshda aka Andreas Haslauer – Echoes of Resilience

Eine Kassetten-Loop-Performance befasst sich mit der Erforschung der Widerstandsfähigkeit von Kassettenbändern. Es wird versucht, die Grenzen des Mediums (auf mechanischer und musikalischer Ebene) zu durchbrechen. Ich versuche einen Punkt zu erreichen, an dem sich die emotionale und schöne Ausdauer der Musik und Aufnahmen zu einem gebrochenen und harschen Klang entwickelt. Eine Performance, die ein Gefühl der Spannung erzeugt, in dem der hypnotische und kontinuierliche Klang der Wiederholung, trotz dem Zerbrechen der Aufnahmen und einem Anfall von Unbehagen, seine Schönheit bewahrt.

Marie Vermont – Die gemeine Landschaft von Lindabrunn

 Marie Vermont bezieht sich mit Allmende auf die gemeine Landschaft, die simultan von verschiedenen Lebewesen konsumfrei betreten und belebt werden kann. Insektenlarven neben Autoreifen, Knöterich, Knochen, Beeren, Dosen, Vögeln, Bauschutt und Getier, zwischen Wind, Wetter und Verdrängen. Aus Aufenthalten an diesen öffentlichen, ungestalteten Nicht-Orten entsteht seit 2021 die Allmende-Serie mit mehreren hundert Aquarellen im Klein- und Großformat. Während des Symposions The Limits of Resilience werden auf Basis der Serie eine Reihe von Bildern und eine Audiokassette aus der gemeinen Landschaft von Lindabrunn hergestellt.

Hannah Todt l Jules Flamen –

Der Aufenthalt in Lindabrunn gibt uns die Möglichkeit, Resilienz als fluktuierend zu betrachten, den Wandel nicht im Sinne von Fortschritt zu verstehen, sondern sich auf seine Formbarkeit zu konzentrieren, die nicht unbedingt zielgerichtet ist. Mit ephemeren Interventionen wollen wir unsere Vorstellungskraft durch unwissenschaftliche Forschung und spielerisches Experimentieren mobilisieren. Wir wollen eine interaktive Beziehung zu unserer Umwelt ermöglichen, die sich jenseits des antagonistischen Verhältnisses von Ausbeutung und Heiligsprechung der Natur bewegt. Das bedeutet, dass wir einen Raum für Improvisation, Experimentieren und Scheitern einfordern und die Umwelt als einen Raum begreifen, der neugierig und spielerisch erforscht werden muss. Mit unserem Ansatz wollen wir Bereiche des Geländes poetisch, aber auch praktisch beleben. Durch improvisierte Gesten, ephemere performative Interventionen, benutzbares Mobiliar, das auf der bestehenden Landschaft aufbaut, indem wir die vielen Ressourcen, Strukturen und Materialien nutzen, die in Lindabrunn zu finden sind. Die Interventionen werden dokumentiert, gefilmt und am Wochenende des Symposiums in Form einer Videoinstallation der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

Irene Nemeth – Aktivismus & Resilienz (Interaktiver Vortrag)

..am Beispiel einer lokalen Initiative gegen ein Straßenprojekt, der Ost-Umfahrung Wiener Neustadt

In ca. 90 Minuten gehen wir von der Begriffsdefinition und allgemeinen Überlegungen zu Aktivismus und Resilienz über zu einem konkreten Projekt, wo Menschen aktiv geworden sind.Nach einem kurzen Rückblick über die Geschichte des umstrittenen Straßenprojektes und den rechtlichen Schritten betrachten wir, welche Initiativen sich gebildet haben, welche Aktivitäten gesetzt wurden und welche kreativen Inputs entstanden sind. Wir sehen uns an, wie eine Kooperation einer Bürger*innenbewegung mit Aktivist*innen funktionieren kann, welche Synergien es gibt und wo Knackpunkte oder Konflikte auftreten können.Wir berichten über Strategien und spekulieren, ob oder wo der Begriff „Resilienz“ überhaupt angewendet kann.Durch die Beschäftigung mit diesem Projekt kamen bei den Protagonist*innen verborgene Talente zum Vorschein. Ob diese Kreativität schon den Bereich der Kunst berührt, bleibt vorerst offen. 

 

SOUNA – heat wave

 

Details

Beginn:
24. August
Ende:
25. August
Eintritt:
freie Spende
Veranstaltungskategorie:

Veranstaltungsort

Symposion Lindabrunn
Steinbruchstraße 25
Enzesfeld-Lindabrunn, 2551

Veranstalter

VSL